20.05.2016

ERWEITERUNG DER NETZLEITSTELLE

Um den Raumanforderungen der Energiewende gerecht zu werden, wurde die Mittelspannungsnetzleitstelle mit einem schlicht wirkenden Anbau erweitert – wer vermutet bei der Betrachtung eine dahinterliegende, freigespannte Holzkonstruktion.



Wenn bei Sonnenaufgang die ersten Strahlen über die Baumwipfel fallen und der Morgentau langsam an den Grashalmen hinabperlt erhält man keine Vorahnung, dass hier das Herz eines gigantischen Stromnetzes liegt. Verborgen im Wald, nahe der oberpfälzer Stadt Neunburg vorm Wald, liegt die Mittelspannungsnetzleitstelle des Bayernwerkes. Hier achten 53 Mitarbeiter nicht nur darauf, dass das bayerische Stromnetz die gleiche Spannung hält, sondern kontrollieren auch das Erdgasnetz für Ost- und Nordbayern. Fällt zwischen Aschaffenburg und Berchtesgaden der Strom aus, so blinkt in Neunburg ein Signal.
Seit rund 30 Jahren spielt das Areal eine große Rolle in unserer Energiezukunft. Hier stand einst die weltweit größte Solar-Wasserstoff-Pilot-Anlage, entworfen und umgesetzt unter der Federführung von Architekt Michael Steidl vom Architekturbüro Steidl im Jahre 1987 und umgebaut und erweitert in eine Netzleitstelle, im Jahr 2007. Aufgrund der mit der Energiewende einhergehender größerer Rechenaufwand musste nun die Netzleitstelle erweitert werden.
Das Architekturbüro Steidl dockte das aufgeständerte Erweiterungsvolumen am Gebäudebestand des ehemaligen Besucher- und Informationszentrums an und nimmt dabei dessen Formensprache in sachlicher Einfachheit auf. „Die gelben Fensterrahmen haben wir als einheitliche Farbkodierung des Gesamtkomplexes übernommen und von der Fassade bis in die Details des Innenraums übertragen“, so Innenarchitektin Barbara Steidl. Um den Akzent auf die Farbe Gelb zu unterstreichen, haben wir diese an der Fassade nur mit den schwarzen Metallkassetten und -elementen kombiniert. Im Gegensatz zur dunklen Fassade dominieren im Innenraum Weiß und Grau und dem Farbschema folgend sind hier auch dezente gelbe Elemente in den Details zu sehen.
Der Kubus erhält durch sein Herauskommen aus dem Bestand eine klare Richtung, welche nicht nur an den schmalen Öffnungen der Seitenfassaden ablesbar ist, sondern besonders an der Platzierung des Konferenzraums am Ende des Baukörpers mit einer gänzlich aufgeglasten Fassade. Diese schafft ein einzigartiges Panorama über 10.000 Photovoltaikmodule – Ein richtungsweisender Blick in die Zukunft der Energieproduktion!
Die Vorfertigung der frei über die gesamte Gebäudebreite gespannten Holzelemente ermöglichte eine kurze Bauzeit von genau fünf Monaten. Nachdem die Stahlbetonplattform gegossen wurde, brauchte es nur zwei Tage, um die vorgefertigten Holzmodule aufzurichten. Dieser Rohbau wurde dann mit einer vorgehängten Fassade aus schwarzen Metallkassetten verkleidet. Schließlich erfolgte der Innenausbau mit Trockenestrich und Bürotrennwänden. Die Räume der Erweiterung sind mit einer Akustikluftkühldecke aus perforierten Metallplatten ausgestattet. Vorgewärmte oder gekühlte Frischluft diffundiert an der Oberseite der mit Vlies belegten Metallkassetten. Die verbrauchte Raumluft steigt nach oben und wird über Lüftungsschlitze abgesaugt. In den Mäandern des Trockenestrichs befindet sich zur Unterstützung der Beheizung des Gebäudes eine Fußbodenheizung. Eine behagliche Raumtemperatur mit gutem Raumklima ist die Folge.
Das Projekt wurde von einer Jury der Bayerischen Architektenkammer für die diesjährigen Architektouren ausgewählt, die eine Leistungsschau der Bayerischen Baukultur bilden, um Menschen die Möglichkeit zu geben einen Blick hinter sonst verschlossene Türen zu werfen und an informativen Gesprächen um zeitgenössische Architektur teilzunehmen.
 

 

Veröffentlichungen:

Gebäudetyp:Sonderbau, Bürogebäude
Standort:Neunburg vorm Wald
Bauherr:Stadtwerke Neunburg vorm Wald
Leistung:LPH 1-9
Bauzeit:01/07/2015-01/12/2015
Bruttogrundfläche:211 m²