03.01.2017

HAUS FLECKACKER

Haus Fleckacker in Penting - Wärme, Geborgenheit, Reduktion und Zurückhaltung - Ein Ausdruck der Oberpfalz in Holzbauweise! Mit dieser Beschreibung wurde das Bauwerk von einer Jury der Bayerischen Architektenkammer zu den Architektouren 2017 ausgewählt.


Ein wiederaufgebauter, historischer Kachelofen bildet das zentrale Element des Hauses

Ausgangssituation für das Projekt war das elterliche Grundstück mit Bestandsgebäude in der Mitte Pentings, ein Dorf, welches sich durch seine historisch gewachsene Dorfstruktur, gut gestaltete Freiräume und eine aktive Dorfgemeinschaft auszeichnet. Nachdem aber die Raumaufteilung und der bauliche Zustand des Bestandsgebäudes nicht mehr optimal waren, entschieden sich die Bauherren einen Neubau zu errichten. „Nach einigen Gesprächen mit der Architektin Barbara Steidl vom Architekturbüro Steidl, Neunburg konnten wir die Bauaufgabe formulieren. Wir wollten ein Generationenhaus in Holzbauweise und im Oberpfälzer Baustil mit Nebengebäuden in Hofsituation“ so die Bauherren Nadine und Helmut Seidl. Als Grundlage diente im Gespräch zwischen Architekten und Bauherren die „Baufibel für die Oberpfalz“ von Karl Erdmansdorffer, welche vom Städtebau des Dorfes über die Baukonstruktion bis hin zum Detail die über Jahrhunderte gewachsenen Eigenschaften des Oberpfälzer Hauses beschreibt. Hierzu zählen unter anderem eine längliche, archetypische Gebäudeform mit steiler Dachneigung, eine verputzte Lochfassade, kein oder ein geringer Dachüberstand, kleine Fenster in symmetrischer Anordnung. Weitere Inspirationen sammelten Nadine und Helmut Seidl im Freilandmuseum Neusath-Perschen, in welchem das Leben und Wohnen der Menschen in der Oberpfalz der vergangenen Jahrhunderte gezeigt wird. „Beim Haus Fleckacker wurden diese Eigenschaften mit in den Entwurfsprozess aufgenommen, wodurch ein Wohnhaus mit traditionellen Maßen und Proportionen entstand“, die Architektin weiter: „Im Gegensatz zum gänzlich verputzten Hauptgebäude sind die Nebengebäude teilweise mit Holz verschalt und nehmen hierdurch Farbe, Material und Details der umliegenden Ökonomiegebäude auf.“ Auch typisch oberpfälzische Raumelemente, wie der „Flez“ als Eingangs- und Kommunikationszone wurden mit in den Grundriss aufgenommen.
Vom Flez aus gelangt man in den Wohnbereich, welcher Kochen, Essen und Wohnen in einen Raum zusammenfasst, dazwischen wirkt ein Kachelofen als zentrales Raumelement, welcher mit historischen Kacheln aus einem abgebrochenen Bauernhof bestückt wurde. Der wassergeführte Kachelofen unterstützt im Winterhalbjahr bei Warmwasser und Heizung über ein Heizregister. In den Sommermonaten wird der über eine Photovoltaikanlage produzierte Strom hausintern überwiegend zur Warmwasserbereitstellung verbraucht. „Wichtig für mich war ein einfaches System welches auf keine fossilen Stoffe zurückgreift und sich nach Möglichkeit klimaneutral verhält.“, ergänzt Helmut Seidl, welcher sich im Vorfeld über ein geeignetes Energiekonzept Gedanken gemacht hatte. Im Erdgeschoss befindet sich des Weiteren noch eine separat erschließbare Einliegerwohnung für die Mutter des Bauherrn. Im Obergeschoss befinden sich Schlaf- und Kinderzimmer und ein Bad.
Die Wahl der Konstruktion und Bauweise viel aufgrund der geringeren Bauzeit und wegen der erhöhten Möglichkeiten an Eigenleistung im Innenausbau auf eine Holzbauweise mit vorgefertigten Modulen. Zudem hatte der Bauherr schon vorher beim Ausbau von einigen Holzhäusern tatkräftig unterstützt und konnte hierbei gute Erfahrungen sammeln und einbringen. So wurde unter anderem das Legen der Kabel, das Einbringen der Wärmedämmung, das Decken des Daches, wie auch das Verlegen der Böden im Innenbereich durch die Bauherren unter Mithilfe von Familie und Freunden in Eigenleistung erbracht. Dass es sich bei Holz um ein nachhaltiges Bauprodukt handelt, welches zudem für ein angenehmes Raumklima sorgt und welches auch in der Architektur, an der Fassade, im Innenraum oder auch im Spiel mit traditionellen Holzdetails seinen Ausdruck findet sind zusätzliche Aspekte. Diesen Sommer wird ebenso in Holzbauweise der Stadl am Grundstücksrand errichtet, welcher einerseits zur Straße hin abtrennt, andererseits die Hofsituation weiter schließt.
Dem immer weiter voranschreitenden Prozess der Individualisierung auch im Wohnhausbau, dem Verlust von Hauslandschaften und harmonisierenden Ortsbildern zum Trotz, setzt das Haus Fleckacker bewusst auf Reduktion und Zurückhaltung. Es ordnet sich der Oberpfälzer Bautradition ein. Es will nicht dominieren, sondern es fügt sich durch seine schlichte, bodenständige und zurückhaltende Gestaltung der Umgebung des Ortskerns und trägt zu einem einladenden Ortsbild bei. Haus Fleckacker in Penting - Wärme, Geborgenheit, Reduktion und Zurückhaltung - Ein Ausdruck der Oberpfalz in Holzbauweise!

Veröffentlichungen:

Gebäudetyp:Wohnhaus mit Nebengebäuden
Standort:Penting
Bauherr:Privat
Leistung:LPH 1-4
Auszeichnung:Architektouren 2017